Lösungen für Erben, Lösungen für Unternehmer, Unternehmensnachfolge

Ewig Juniorchef? Hilfe für Unternehmerkinder

Was soll ich als Unternehmerkind oder Mitarbeiter machen, wenn ich das Unternehmen gern übernehmen würde, aber der Senior oder die Senioren es nicht hergibt? Viele verabschieden sich irgendwann vom Unternehmen – oder leiden, je nach Temperament, laut oder leise. Eine Lösung für das Unternehmen ist das nicht.

Fakt ist, dass man niemanden zwingen kann, den Stab im Unternehmen vor dem eigenen Tod abzugeben. Fakt ist auch, dass das Unternehmen zumindest ab einem bestimmten Alter des Seniors / der Seniorin dadurch beschädigt wird.

Wenn die Lage so ist – und man aus welchen Gründen auch immer – als „ewiger Juniorchef“ das Unternehmen nicht verlassen kann oder will, gibt es folgende Maßnahmen, die die eigene Lage verbessern:

* Notfallvorsorge treffen: Sorgen Sie dafür, dass für den Ernstfall ausreichende Vollmachten zumindest vorbereitet sind und lassen Sie sich dazu beraten. Auch wenn die Senioren sie jetzt nicht unterschreiben – wenn es im Krankheitsfall schnell gehen muss, sind sie griffbereit. Lassen Sie die Vollmachten so vorbereiten, dass der Senior die Wahl hat, wen er womit bevollmächtigt. Er soll ja nicht das Gefühl haben, dass Sie seine Krankheit ausnützen.

* Suchen Sie Verbündete: Häufig machen der Steuerberater und die anderen Mitarbeiter sich dieselben Sorgen wie Sie. Lamentieren Sie nicht gemeinsam, sondern versuchen Sie dafür zu sorgen, dass der Senior / die Seniorin zumindest ein sinnvolles Testament schreibt. Argument hierfür kann oft sein, dass ein falsches Testament ein Vermögen an Erbschaftssteuer kostet. Das kann der Steuerberater vorrechnen.
Auch hier gilt wieder: Die Senioren sollen nicht den Eindruck haben, dass es Ihnen darum geht, an die Fleischtöpfe zu kommen. Stellen Sie das Überleben des Unternehmens in den Vordergrund – und meinen Sie es auch so.

* Versuchen Sie herauszufinden, was den Senior / die Seniorin wirklich davon abhält, den Stab weiterzugeben. Man kann dazu viel pauschales sagen oder vermuten. Sie haben nur dann die Chance, eine Lösung für diese Blockade zu finden, wenn sie erfahren, woran es wirklich liegt. Hat er Angst vor dem Bedeutungsverlust, wenn er nicht mehr Chef ist? Oder traut sie niemandem außer sich die Unternehmensführung zu? Suchen Sie nach kreativen Wegen, um ihm / ihr zu zeigen, dass das Leben „auf dem Rentnerbänkchen“ attraktiv ist.
Suchen Sie einen Berater, der auf Unternehmensnachfolge spezialisiert ist, und schlagen Sie vor, dass Sie sich gemeinsam unverbindlich beraten lassen, welche Möglichkeiten es überhaupt gibt, die Übergabe zu regeln. Vielleicht finden Sie ja ein Modell, das den Senior / die Seniorin überzeugt.

* Sorgen Sie für sich. Sie sind für Ihre Einstellung zur Situation selbst verantwortlich.
Sie sind möglicherweise extrem frustriert, dass der Seniorchef seine ganz eigenen Vorstellungen davon hat, wer wann sein Nachfolger werden soll. Aber: Es ist sein Unternehmen, er hat es aufgebaut, und tatsächlich ist es sein Recht, solange zu bleiben wie er will. Es nützt überhaupt nichts, damit zu hadern, dass die Machtverhältnisse so sind, wie sie sind. Finden Sie sich damit ab, dass Sie das nicht ändern können, auch wenn es in Ihren Augen eine falsche Entscheidung ist und dem Unternehmen schadet.

Schauen Sie stattdessen, wo Ihre Macht liegt. Suchen Sie sich im Unternehmen einen Platz, an dem Sie sich wohl fühlen und die Anerkennung bekommen, die Sie verdienen. Gehen Sie in Netzwerke, bauen Sie Kontakte auf, entwickeln Sie sich weiter, suchen Sie sich ggf. einen Coach, der Sie darin unterstützt. Machen Sie Ihr Glück davon unabhängig, wann Sie Chef sein werden. Theoretisch könnten Sie vor den Senioren sterben, dann sollten Sie Ihr Leben gelebt haben.

* Informieren Sie sich rechtzeitig, was zu unternehmen ist, wenn der Senior / die Seniorin stirbt. Ist das Unternehmen überschuldet, müssen Sie möglicherweise die Erbschaft ausschlagen (Frist von 6 Wochen!) oder Nachlassverwaltung oder Nachlassinsolvenz beantragen, um eine eigene Haftung zu vermeiden. Wenn Sie sich mit dem Gedanken schon einmal näher beschäftigt haben, wissen Sie im Ernstfall was zu tun ist.

* Sie haben alles ausprobiert, es bewegt sich aber immer noch nichts, und Sie erkennen, dass das Unternehmen so nicht mehr sehr lange weitermachen kann.

Dann machen Sie diesen Standpunkt dem Senior in einem ruhigen Gespräch klar. Respektieren Sie seinen Unwillen, sich vom Unternehmen zu verabschieden – das darf er. Erbitten Sie umgekehrt Respekt für Ihre Entscheidung, das Unternehmen zu verlassen, wenn die Übergabe nicht bis zu einem bestimmten Datum geregelt ist. Das sollte sich weder wie ein Ultimatum noch wie eine Drohung anhören; schon gar nicht sollte es ein Liebesentzug sein. Sie kündigen nur Konsequenzen an, weil Sie verantwortlich für sich selbst handeln und nicht für ein Unternehmen arbeiten wollen, das nicht unternehmerisch geführt wird. Seien Sie konsequent.

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